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Jeder zahlt Steuern und **Besteuerung** ermöglicht Bürger_innen demokratische Kontrolle über die Mischökonomie.
Trotzdem bleiben die ökonomischen Abstraktionen oft unverstanden.
Der wechselseitige Austausch von Gründen könnte unsere **Demokratie** stärken, aber bisher ist nicht bekannt wie abstrakte Politik deliberiert werden könnte oder wie die Qualität dieses Prozesses gemessen werden kann.
Die erste [CiviCon Bürgerkonferenz](http://www.civicon.de) untersucht in einem **Quasi-Experiment** wie Bürger_innen auch komplexe Politik selbst in die Hand nehmen können, und wie sich ihre Sichtweisen auf Steuern ändern.
16 Bürger_innen mit unterschiedlichem sozio-ökonomischen Hintergrund hatten während der 6-tägigen Konferenz die Aufgabe, ein Steuersystem "von Grund auf" zu gestalten, basierend auf den möglichen Kombinationen von Bemessungsgrundlage und Tarif.
Die Bürger_innen nahmen an [Lernphasen](https://github.com/civicon/samuelson) teil, berieten sich in moderierten Kleingruppen und Plenarsitzungen, konsultierten Experten und präsentierten auf einer abschließenden Pressekonferenz ihre Ergebnisse.
Vor und nach der Konferenz sortierten die Bürger_innen 79 Aussagen über Steuern und Ökonomie nach ihren jeweiligen subjektiven Sichtweisen.
Der **[Q Methodologie](https://en.wikipedia.org/wiki/Q_methodology)** folgend wurden aus den Sortierungen mittels explorativer Faktoranalyse idealtypische, unter den Teilnehmer_innen geteilte Sichtweisen, extrahiert.
Vor der Konferenz äußerten die Teilnehmer_innen *ressentiment-geladene* ("resentful"), *radikale* und *gemäßigte* Sichtweisen.
Außerdem wiesen die Sichtweisen scheinbare Inkonsistenzen zwischen *Annahmen* ("Beliefs"), *Werten* ("Values") und *Präferenzen* über Steuern auf.
Nach der Konferenz teilten die Bürger_innen *dekommodifizierende*, *pragmatische* und *kritische* Sichtweisen und zeigten eine einfachere, niedrig-dimensionalere Strukturierung der Sichtweisen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Deliberation tatsächlich Einfluss darauf haben kann wie Bürger_innen über Steuern denken.
Zudem scheint sie die Konsistenz geteilter Sichtweisen zu verstärken und die Subjektivitäten besser zu strukturieren.
Die Ergebnisse lassen hoffen, dass auch über abstrakte Politik deliberiert werden kann:
Zwar erschien den Bürger_innen die Konferenz noch als zu kurz, um *eine* Steuer empfehlen zu können, sie schätzten sich aber als kompetenter hinsichtlich Steuerpolitik ein und sprachen sich für mehr und intensivere Bürgerbeteiligung -- auch zu abstrakten Themen -- aus.
Intensive Deliberation könnte möglicherweise sogar Einigung über Besteuerung hervorbringen.
Sie sollte aber in jedem Fall dabei helfen, widerstreitende ökonomische Ideologien in wenige, tiefere und *vernünftige Uneinigkeiten* zu entflechten, die -- falls unumgänglich -- dann durch Mehrheitsvotum entschieden werden können.