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Open Data und Inklusion

Bernd Oswald edited this page Feb 23, 2015 · 1 revision

Code für München, Open Data Day, 21.02.2015

Thema: Open Data und Inklusion („das Ding“ :-)

Die Diskussion zum Thema kam spontan und ohne Vorbereitung zustande, war aber dennoch sehr ergiebig – nochmal vielen Dank an alle Beteiligten!

Ausgangslage: Bei jedem Open Data Projekt fallen Arbeiten an, die keine tiefen Programmier-Kenntnisse verlangen (Umwandlung von pdf-Dateien in csv-Dateien oder Formate mit offener Lizenz, Recherche, Korrekturlesen usw.). Programmierer wiederum sind rar, sie sollten solche Arbeiten daher sinnvollerweise nicht selbst erledigen, sondern an andere abgeben. Hier böte sich Menschen, die nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, die Möglichkeit, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, der ihr Selbstwertgefühl stärkt und der Allgemeinheit zugutekommt. Das können Menschen mit körperlicher Behinderung sein, mit psychischen Problemen, vorübergehend Bettlägrige, aber auch Inhaftierte (so sie Zugang zum Internet haben: http://www.taz.de/Internet-fuer-Haeftlinge/!111299/).

Ein idealtypisches Beispiel für gelungene Inklusion im Zusammenhang mit einem Open Data Projekt ist www.wheelmap.org, das, basierend auf der Open Street Map, öffentliche Orte nach ihrer Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer bewertet. Der Nutzen dieser Seite erschließt sich unmittelbar, die Frage nach der Motivation der Beteiligten, Daten und Informationen zu liefern und auf aktuellem Stand zu halten, stellt sich entsprechend nicht. Aber auch ein breiter aufgestelltes Projekt wie die Open Street Map bietet reichlich Anreiz – oft biographisch begründet –, sich zu beteiligen. Mit „armchair mapping“ lassen sich auch ohne große Vorkenntnisse vorhandene Karten ergänzen oder anhand von Satellitenbildern Feinkorrekturen vornehmen.

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob die Mitarbeit an einem Open Data Projekt mit einem Punktesystem o.ä. belohnt werden sollte. Damit begäbe man sich in die Nachbarschaft von Plattformen wie Mechanical Turk (Amazon), oder www.clickworkers.de (Humangrid GmbH), die im Auftrag verschiedener Kunden Kleinaufträge (z.B. schreibe Bewertung für Produkt X) an Heimwerker vergeben und dafür Geldbeträge im kaum noch wahrnehmbaren Bereich zahlen.

Einen dezidiert anderen Weg schlägt Coding da Vinci ein. Das Projekt setzt sich zum Ziel, den riesigen Schatz an Kunstwerken, naturwissenschaftlichen Informationen etc., die in den Depost von Museen schlummern, der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Nach Darstellung der Organisatoren arbeiten hier Entwickler und Coder ehrenamtlich, bezahlt werden sollen dafür die Zulieferer, die die teils schon in digitalisierter Form vorliegenden Werke in Formate mit offener Lizenz umwandeln müssen. Die Finanzierung dieses von Wikimedia e.V. initiierten Open Data Projekts soll mit Spenden realisiert werden. http://codingdavinci.de/

Fazit: Es wäre fraglos großartig, wenn die Arbeit an einem Open Data Projekt angemessen bezahlt würde. Mindestens sollte jedoch sichergestellt sein, dass ein Engagement aus Überzeugung und Freude nicht dazu missbraucht wird, vorhandene Arbeitsplätze zu zerstören (Archivare, Übersetzer, Gutachter, Lektoren, Texter usw.). Hilfreich könnte hier eine Website sein, die Anlaufstelle wäre sowohl für interessierte Laien, die sich über schon existierende und gut beleumundete Projekte informieren wollen, als auch für Organisatoren und Entwickler neuer Projekte, die Unterstützung suchen. Entscheidungskritierien wie „Vorkenntnisse“, „Zeitaufwand“, „wem nutzt das Projekt“, etc. sollten aufgeführt und Raum für Feedback und Verbesserungsvorschläge, z.B. „Benutzerfreundlichkeit“ geboten werden. Eine solche Seite könnte helfen, das Potential von Open Data für Inklusion zu konkretisieren und Fehlentwicklungen gegensteuern.

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