cover | coverY | layout | |||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
.gitbook/assets/2.png |
0 |
|
Publikation: https://stromdao.gitbook.io/energonos-manifest-des-strommarktdesigns-2024/
GIT Repository: https://github.com/energychain/Energos-Strommarktdesign2024
Stellungnahme zum Strommarktdesign (06.09.2024) (PDF)
Die Hinweise nehmen zu, dass in einigen Fällen zusätzliche Wärmepumpen, Ladestationen und Solarstromanlagen wegen fehlender Netzkapazität nicht angeschlossen werden können.
Die reguläre Einsatzplanung von Kraftwerken (Dispatch) auf Grundlage eines Energy-Only-Markts in einer bundesweit einheitlichen Strompreiszone wird zunehmend zu einem Eingriffs- und Abregelungsmarkt (Redispatch) mit zunehmend negativen Spotmarktpreisen und höheren volkswirtschaftlichen Kosten. Es liegt ein Marktversagen aufgrund falscher politischer Vorgaben vor.
Kosten für den Stromnetzausbau oder Redispatch steigen. Die Folgen: Studien befürchten eine Verdopplung der Netzentgelte bis 2045. Darüber hinaus steigen die staatlichen Ausgleichszahlungen für die erneuerbaren Energien, die sich am Grenzkostenmarkt refinanzieren müssen. Gleichzeitig nimmt mit der geringeren auf dem Netz entnommenen Strommenge derzeit die Verteilungsbasis für die Kosten der aus dem Stromnetz entnommenen Strommenge ab.
Akteure vor Ort, die die Möglichkeiten dazu haben, reagieren bereits mit Maßnahmen, wie z.B. kleinen Batteriespeichern, sich vor diesem Marktversagen zu schützen. Ihre Erzeuger und Verbraucher werden weitgehend auf eine Eigenenergieversorgung optimiert, da Anreize für einen netz- und systemdienlichen Betrieb fehlen. Die Kosten für die Backup-Infrastruktur (Netzausbau und Ausgleichskraftwerke) werden weder verursachergerecht noch sozial austariert umgelegt.
Die vor mehr als 10 Jahren geäußerten These, der Netzausbau und Residuallasterzeugung über Gasturbinen wären gegenüber einem zeitgleichen lokalen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch die weitaus kostengünstigste Lösung, stößt an seine Grenzen (These 4, 5 Agora 2013). Dieser Illusion einer „Kupferplatte“ (nach der der Markt davon ausgeht, es sei gleichgültig, wo Strom ins Netz eingespeist oder aus ihm entnommen wird) liegt keine aktuelle Kosten-Nutzen-Analyse zugrunde.
Im „Strommarkt der Zukunft - Optionen für ein sicheres, bezahlbares und nachhaltiges Stromsystem“ bekennt sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur einheitlichen Strompreiszone. Es nimmt damit bereits eine wesentliche Option zur Zukunft des Strommarktes - lokale netz- und systemdienlicher Strompreise - aus der Diskussion. Unter Berücksichtigung des Kurzpapiers “Überblick zur Ausgestaltung eines kombinierten Kapazitätsmarktes” vermittelt das BMWK den Eindruck, dass der kombinierte Kapazitätsmarkt bereits zum zentralen Instrument werden soll, das alle oben genannten Fehlentwicklungen lösen wird.
Aus Sicht der Unterzeichnenden werden so bestehende Geschäftsmodelle aufrechterhalten, die den aktuellen Problemen nicht gerecht werden können. Energieintensive Produktionsverlagerungen sind bereits heute durch zu hohe Strompreiskomponenten für manche Unternehmung nicht mehr aufzuhalten. Dynamische Stromtarife, die sich am EPEX Spotmarktpreis ausrichten, setzen lokal falsche Anreize und werden die Kosten noch erhöhen.
Aus Sicht der Praxis vor Ort sind für einen flexiblen netz- und systemdienlichen Betrieb von Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen lokal differenzierte Steuerungssignale erforderlich. Sie sollten zwei Informationen in der Vorhersage widerspiegeln. Zum einen die Information über den Zustand des Stromnetzes. Ist in den nächsten Stunden mit einer Überlastung zu rechnen oder kann noch mehr Strom bezogen oder abgegeben werden? Vergleichsweise einfache mögliche Ansätze, wie die Netzlast in der Kaskade der verschiedenen Netzebenen bestimmt und wie darauf aufbauend Netzentgelte berechnet werden können, liegen vor.
Die zweite Information sollte die aktuell benötigte fossile Residuallast anzeigen, um danach Erzeugungsanlagen vor Ort treibhausgasarm betreiben zu können. Ein Signal dieser Art ist der bereits verfügbare regionale Grünstromindex.
Dadurch werden flexible und dezentrale Lösungen möglich, die die Ausfallwahrscheinlichkeiten sowohl der fossilen, wie der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten und Netzengpässe (Stromlogistik) durch eine Absicherungspflicht in die Kosten einbeziehen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Diese Absicherungsplicht kann von verschiedenen Akteuren wie Planern, Aggregatoren, Finanzdienstleistern oder kommunalen EVUs unter Ausnutzung des gesamten vor Ort nutzbaren Wissens über Flexibilitätsoptionen angeboten werden.
Vollständige Beurteilung (PDF)
Dr. Jörg Lange, Wissenschaftlicher Referent, Klimaschutz im Bundestag (KiB) e.V.
Thorsten Zoerner, Geschäftsführer, STROMDAO GmbH