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frausabine authored Mar 8, 2024
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Expand Up @@ -57,17 +57,17 @@ Die spiralförmigen Blüten des Kleiderstoffs sind dem Gemeinen Jasmin *(Jasminu
Der gemeinsam mit dem hellblauen Seidenkleid in das Germanische Museum gekommene aus zyklamrotem Seidengewebe bestehende Reifrock, frz. *[Jupe de baleine](http://objektkatalog.gnm.de/objekt/T8504)* ist ein weit ausgesteifter Unterrock, der die verschiedenen Kleidersilhouetten des Rokoko formte. Etwa knielang unterstützt die Anordnung der Reifenreihe besonders im Hüftbereich und trägt das Gewicht des darüberliegenden Kleides Die Ausformung der Silhouette mittels versteifter Unterröcke und insbesondere die dadurch entstenden aussergwöhnlichen Volumina waren Gegenstand von Spott und Kritik. Unzählige [Karikatur-Blätter](item/45219) und [Schmähschriften oder moralische Texte](item/45716) trugen jedoch auch zur Verbreitung dieser modischen Ausprägung bei. Bereits 1740 wurde der Reifrock bildlich [ins Exil](item/48668) geschickt. Die Trägerin wird neben dem oben erwähnten langen Leinenhemd noch ein diesem [Paar ähnliche seidene Strümpfe](http://objektkatalog.gnm.de/objekt/T2602), und dazu Schuhe mit einem relativ flachen Absatz getragen haben. Bereits 100 Jahre zuvor war die Auspolsterung der Hüfte in einer Karikatur aufgenommen worden: Zwischen 1580 und 1600 entstanden, zeigt die Karikatur *[Die Eitelkeit der Frauen](item/18030)* die Ausstaffierung der Hüften mit sogenannten Hüftpolstern und ein enstsprechendes Volumen der Kleidung.

# Textile Opulenz: Das Wams im 17. Jahrhundert
Als [Wams](set/56174) wurde ursprünglich eine Unterkleidung bezeichnet, welche seit dem hohen Mittelalter als Schutzschicht unter dem Brustpanzer, dem sogenannten Kürass, getragen wurde. Im Laufe der Zeit wurde der Wams zu einem zugeknöpften Leibrock mit Verzierungen. Im 14. und 15. Jahrhundert hatte das Wams eine enganliegende Form, einen runden Halsausschnitt oder Stehkragen. Seit dem späten 15. Jahrhundert konnte das Wams einen kleinen Schoß haben, der Ansatz der Beinkleider wurde dabei verdeckt. Spätestens im 16. Jahrhundert wurde es ein reines Obergewand mit unterschiedlichen Verzierungen und Ausformungen. Die Beliebtheit des Wams nahm im 17. Jahrhundert noch weiter zu. Es zeichnete sich durch seine langen Ärmeln, eine betonte Taille und einen ausgestellten Schoß aus. Das Wams wurde mit üppigen [Halskrausen](set/56178) und [Ärmelmanschetten](set/56179) kombiniert. Eine Eigenart dieser Oberbekleidung waren die austauschbaren Ärmel, die durch Schnürung oder Haken am sogenannten Leib unter den Achselstücken (Schulterklappen), verbunden wurden. In Folge näherte sich das Wams der Form des Brustpanzers (Kürass) an, der vorne gewölbt war un einen abstehenden Schoß hatte. Der [Plattenharnisch für das Fußturnier](item/19630) aus dem Jahr 1591 zeigt eine solche Form, wie auch die Brustpanzer in den folgenden [bildlichen Darstellungen](set/60183).[^Vgl. In Mode 2015, S.84 u. S.101.]
Als [Wams](set/56174) wurde ursprünglich eine Unterkleidung bezeichnet, welche seit dem hohen Mittelalter als Schutzschicht unter dem Brustpanzer, dem sogenannten Kürass, getragen wurde. Im Laufe der Zeit wurde der Wams zu einem zugeknöpften Leibrock mit Verzierungen. Im 14. und 15. Jahrhundert hatte das Wams eine enganliegende Form, einen runden Halsausschnitt oder Stehkragen. Seit dem späten 15. Jahrhundert konnte das Wams einen kleinen Schoß haben, der Ansatz der Beinkleider wurde dabei verdeckt. Spätestens im 16. Jahrhundert wurde es ein reines Obergewand mit unterschiedlichen Verzierungen und Ausformungen. Die Beliebtheit des Wams nahm im 17. Jahrhundert noch weiter zu. Es zeichnete sich durch seine langen Ärmeln, eine betonte Taille und einen ausgestellten Schoß aus. Das Wams wurde mit üppigen [Halskrausen](set/56178) und [Ärmelmanschetten](set/56179) kombiniert. Eine Eigenart dieser Oberbekleidung waren die austauschbaren Ärmel, die durch Schnürung oder Haken am Leib unter den Achselstücken (Schulterklappen) verbunden wurden. In Folge näherte sich das Wams der Form des Brustpanzers (Kürass) an, der vorne gewölbt war und einen abstehenden Schoß hatte. Der [Plattenharnisch für das Fußturnier](item/19630) aus dem Jahr 1591 zeigt eine solche Form, wie auch die Brustpanzer in den folgenden [bildlichen Darstellungen](set/60183).[^Vgl. In Mode 2015, S.84 u. S.101.]

Es wurde sowohl im Alltag als auch zu festlichen Anlässen, sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen. Beispielhaft seien das [Bildnis einer Frau mit Halskrause und perlendurchwirkter Haube](item/502) aus dem Jahr 1588, das [Bildnis einer Frau im Wams und geschlitzten Ärmeln](item/566),oder das [Bildnis von Giulia Casale](item/401) genannt. Auch der hohe, steife Hut wurde nicht nur von Männern, sondern auch Frauen getragen, wie dieses [Bildnis einer Frau mit spanischem Hut und Halskrause](item/5103) zeigt. Der Kupferstecher [Wenzel Hollar](item/9799) widmete mehrere Serien den [Bildnissen von Frauen](item/5103) aus unterschiedlichen Regionen. Hier seien die Darstellungen [Die Frau mit dem Männerhut](item/7765) und [Die Frau des Lord Major aus London](item/7761) hervorgehoben. Das flache und stark maskuline Wams, löste, von Frauen getragen, bereits eine frühe Kleiderkritik aus.[^Vgl. In Mode 2015, S. 166-167, Kat.Nr. 87 und 88.] Material und Aufwand waren je nach Stand unterschiedlich und in [polizeilichen Anordnungen bezüglich Kleidung](item/67523) festgelegt.
Es wurde sowohl im Alltag als auch zu festlichen Anlässen, sowohl von Männern, als auch von Frauen getragen. Beispielhaft seien das [Bildnis einer Frau mit Halskrause und perlendurchwirkter Haube](item/502) aus dem Jahr 1588, das [Bildnis einer Frau im Wams und geschlitzten Ärmeln](item/566),oder das [Bildnis von Giulia Casale](item/401) genannt. Auch der hohe, steife Hut wurde nicht nur von Männern, sondern auch Frauen getragen, wie dieses [Bildnis einer Frau mit spanischem Hut und Halskrause](item/5103) zeigt. Der Kupferstecher [Wenzel Hollar](item/9799) widmete mehrere Serien den [Bildnissen von Frauen](item/5103) aus unterschiedlichen Regionen. Hier seien die Darstellungen [Die Frau mit dem Männerhut](item/7765) und [Die Frau des Lord Major aus London](item/7761) genannt. Das flache und stark maskuline Wams, löste, von Frauen getragen, bereits eine frühe Kleiderkritik aus.[^Vgl. In Mode 2015, S. 166-167, Kat.Nr. 87 und 88.] Material und Aufwand waren je nach Stand unterschiedlich und in [polizeilichen Anordnungen bezüglich Kleidung](item/67523) festgelegt.

Ein frühes Beispiel eines Wames ist das [Wams mit Schlitzmuster](item/56167) aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Das Aussehen wird durch die gepolsterten Vorder- und Rückenteile, die langen und schmalen Ärmel, eine mittige Knopfleiste und einem hohen Stehkragen geprägt. Das Schlitzmuster des Obermaterials orientiert sich an zeitgenössischen Webmustern.[^Vgl. In Mode 2015, S.85.]
Ein frühes Beispiel ist das [Wams mit Schlitzmuster](item/56167) aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Das Aussehen wird durch die gepolsterten Vorder- und Rückenteile, die langen und schmalen Ärmel, eine mittige Knopfleiste und einem hohen Stehkragen geprägt. Das Schlitzmuster des Obermaterials orientiert sich an zeitgenössischen Webmustern.[^Vgl. In Mode 2015, S.85.]

Das [Wams mit bestickten Zierstreifen](item/19905), datiert 1630 bis 1640, zeichnet sich durch eine stark strukturierte Oberfläche, markante Ärmel, einen am Rücken in Falten ausgestellten Schoß und eine fließende Silhouette aus. Der rote und gelbe Seidenatlas, sowie die blauen und gelben Stickfäden sind heute verblasst, zeugen jedoch noch von der ehemals auffälligen Farbe. Der Kragen und der Schoß dieses Wamses sind zwar weiterhin separat geschnitten, sie schließen jedoch fließend und ohne sichtbare Übergänge an die Vorder- und Rückenteile an. Die bestickten Zierstreifen wurden über die Nähte geführt. Die Schulterstücke werden an der Oberkante mit Garnstegen, eine dekorative Naht, zusammengehalten. Die Ärmel sind weit und nach vorne geöffnet mit Knöpfen versehen.[^Vgl. In Mode 2015, S.101] Dieses Wams erfuhr im Lauf der Zeit verschiedene Änderungen. In der Rückenpartie wurde ein bis zur Taille reichender "Zwickel" eingeführt. Dieser besteht aus mindestens drei aufgeklappten Laschen, die aus der Schulter des Wams entnommen wurden. Die Folge der Anpassung war eine deutlichere Taillenmakierung im Rückenbereich, die auch den Schoß glockig hervortreten lässt. Das deutet auf eine Anpassung auf den Körper einer Frau hin.[^Vgl. In Mode 2015, S.101]

Dieses [Wams mit Schlitzen](item/19898), datiert 1650 bis 1660, stellt die letzte modische Änderung des Wamses Mitte des 17. Jahrhunderts dar. Es besitzt nach wie vor einen Stehkragen, einzeln angesetzte Schoßteile und lange Ärmel. Diese sind am Unterarm eng anliegend, während der Oberarm geschlitzt ist und das Hemd hervorscheinen lässt. Das [Bildnis von Karl I., König von England, als Kronprinz](item/158) zeigt einen vergleichbaren oberen Ärmel. Die Form entwickelt sich hin zu einer Jacke, weg von einer taillenkurzen Scchutzbekleidung. Der Schoß verlängert sich, er wird hier durch acht schmale Streifen gebildet, die leicht überlappend über der natürlichen Taille ansetzen. Der Schoß weist Lochreihen auf, an denen ursprünglich die Hosenteile angenestelt, bzw. angeschnürt, wurden. Hier haben die vorgefundenen Lochreihen eine rein dekorative Funktion.
Dieses [Wams mit Schlitzen](item/19898), datiert 1650 bis 1660, stellt die letzte modische Änderung des Wamses Mitte des 17. Jahrhunderts dar. Es besitzt nach wie vor einen Stehkragen, einzeln angesetzte Schoßteile und lange Ärmel. Diese sind am Unterarm eng anliegend, während der Oberarm geschlitzt ist und das Hemd hervorscheinen lässt. Das [Bildnis von Karl I., König von England, als Kronprinz](item/158) zeigt einen vergleichbaren oberen Ärmel. Die Form entwickelt sich hin zu einer Jacke, weg von einer taillenkurzen Schutzbekleidung. Der Schoß verlängert sich, er wird hier durch acht schmale Streifen gebildet, die leicht überlappend über der natürlichen Taille ansetzen. Der Schoß weist Lochreihen auf, an denen ursprünglich die Hosenteile angenestelt, bzw. angeschnürt, wurden. Hier haben die vorgefundenen Lochreihen eine rein dekorative Funktion.

In Variation zu dem Obermaterial Seide sind auch Wämser aus Samt, wie in diesem [Bildnis eines jungen Mannes im Wams, mit Halskrause und einer Blume in der Hand](item/83) aus dem beginnenden 17. Jahrhundert abgebildet, überliefert. Muster auf der Oberbekleidung wurden, wie diese [Beispiele](set/60147) zeigen, entweder appliziert oder per Metallstempel auf, bzw. in das Material gearbeitet. Horizontale Bänder strukturierten das Obermaterial, oft waren es auch [florale Motive](set/56222). Unter einer Schicht aus Taft befand sich eine Woll-Unterfütterung.[^Vgl. Braun et.al. 2016, S.26-38]
In Variation zu dem Obermaterial Seide sind auch Wämser aus Samt, wie in diesem [Bildnis eines jungen Mannes im Wams, mit Halskrause und einer Blume in der Hand](item/83) aus dem beginnenden 17. Jahrhundert abgebildet, überliefert. Muster auf der Oberbekleidung wurden, wie diese [Beispiele](set/60147) zeigen, entweder appliziert oder per Metallstempel auf, bzw. in das Material gearbeitet. Horizontale Bänder strukturierten das Obermaterial, oft waren es auch [florale Motive](set/56222). Unter einer Schicht aus Taft befand sich eine Woll-Unterfütterung.[^Vgl. Braun et.al. 2016, S.26-38.]

# Textile Oplulenz: Westen und Röcke in der Männermode des 18. Jahrhunderts
Seit der Zäsur in der europäischen Männerkleidung, die um 1660 bis 1665 anzusetzen ist, trug der Mann eine neuartige Oberbekleidung in Form eines knielangen Schoßrocks. Er leitete sich ab von dem weiten und losen Schnitt eines Soldatenrocks. Für die Zivilkleidung wurde der Schnitt stärker an den Körperformen (*Justaucorps*, dt. eng am Körper) ausgerichtet. Im 18. Jahrhundert setzte sich das [modische Ensemble für den Herrn](set/60269) aus den Bestandteilen Jacke (Rock), bzw. *Justaucorps*, Weste und Kniehose, auch *culotte* genannt, zusammen.[^Vgl. Kleiderwechsel 2002, S.31-32.] Das Beispiel eines um 1695 entstandenen [Rocks](item/18851) zeigt eine etwa knielange Oberbekleidung. Diese Form der *Justaucorps* hatte bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts vorne lange Schöße und war im unteren Rücken leicht ausgestellt. Anstelle eines Kragens zierten den Halsausschnitt eine Halsbinde, das darunter getragene Hemd war sichtbar, die Ärmel endeten in breiten Ärmelaufschlägen und sowohl vertikale als auch waagerechte Taschen waren am Schoß aufgesetzt. Optisch rutschte die Taille nach unten, bedingt durch den im Brustbereich offen getragenen *Justaucorps*.[^Vgl. Kleiderwechsel 2002, S.31-32.] Vergleichbar im Schnitt ist die Oberbekleidung in dem [Bildnis eines Herrn im Justaucorps mit Umhang und Allongeperücke](item/177) oder in dem [Bildnis eines Herrn im Justaucorps und Dreispitz unter dem Arm](item/95).
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