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zeitschlag committed Jul 9, 2024
1 parent bc8a02a commit e65fd88
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7 changes: 4 additions & 3 deletions content/2024-07-04_nd-zwo-probleme.md
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Expand Up @@ -10,7 +10,8 @@ Nachdem es im ersten Teil um den aktuellen Stand ging, möchte ich in diesem Art

## Was bisher geschah

Zeitungen leben für gewöhnlich davon, Werbung, Gossip und Kreuzworträtsel zu verkaufen, die Journalismus querfinanzieren, wie [Michael Seemann es auf Mastodon formulierte](https://fnordon.de/@mspro/112665708549765732).
Zeitungen leben für gewöhnlich davon, Werbung, Gossip und Kreuzworträtsel zu verkaufen, die Journalismus querfinanzieren, wie [Michael Seemann es auf Mastodon formulierte](https://fnordon.de/@mspro/112665708549765732). Christian Fahrenbach bezeichnete die _New York Times_ [im Podcast mit Holgi](https://uebermedien.de/96410/worum-geht-es-beim-skandal-der-washington-post/) als „Gaming Studio mit Kochbuchabteilung und so'n bisschen Nachrichten“.
Für Inhalte hingegen legt man bei Alternativen wie [_Table.Media_](https://table.media) — sicherlich eine andere Zielgruppe — gleich mal richtig Geld auf den Tisch.
Nur: Im _nd_ gibt es kaum Werbung und mit Sudoku und Nachrichten alleine [verdient man kein Geld](https://bullenscheisse.de/2018-11-15-zeitungen/).

Stattdessen gibt es das _nd_ noch, weil Print-Abonnent\*innen der Zeitung treu bleiben und/oder vergessen, ihr Abo zu kündigen.
Expand All @@ -35,13 +36,13 @@ Warum dann also 15, 20 Euro für ein Abo ausgeben und nicht für Netflix?

## nd.Dreitausend

Das _nd_ braucht Geld, braucht neue Digital-Abonnent\*innen. Weil die nicht einfach vom Himmel fallen oder auf Bäumen wachsen, hat die Redaktion die Kampagne ["nd.Dreitausend"](https://genossenschaft.nd-aktuell.de/nd-dreitausend) entwickelt. Das Ziel: 3.000 neue Digital-Abos.
Das _nd_ braucht Geld, braucht neue Digital-Abonnent\*innen. Weil die nicht einfach vom Himmel fallen oder auf Bäumen wachsen, hat die Redaktion die Kampagne [_nd.Dreitausend_](https://genossenschaft.nd-aktuell.de/nd-dreitausend) entwickelt. Das Ziel: 3.000 neue Digital-Abos.
Der Weg: Engagierte Leser\*innen sollen in ihrem Bekanntenkreis für das _nd_ werben und können die Kampagne mit Sharepics in den sozialen Medien unterstützen.
In den angestrebten Verlusten für 2024 von mehr als 200.000 Euro sind 2.000 Abos übrigens schon eingepreist.

Die Hoffnung ist, dass die Menschen das _nd_ als Debattenmedium, als Stimme der Linken, als Infrastruktur begreifen und sich solidarisch an der Finanzierung beteiligen, als wäre sie eine Stadtbücherei. Ein schöner Gedanke, aber realistisch? Ich habe Zweifel.

Das anekdotische Feedback meines Bekanntenkreises reicht übrigens von "15 Euro sind viel zu viel" bis zu "Das _nd_ ist objektiv betrachtet keine gute Zeitung. Da kann jede\*r schreiben und das merkt man. Außerdem streiten sich die Leute die ganze Zeit unmoderiert."
Das anekdotische Feedback meines Bekanntenkreises reicht übrigens von 15 Euro sind viel zu viel bis zu Das _nd_ ist objektiv betrachtet keine gute Zeitung. Da kann jede\*r schreiben und das merkt man. Außerdem streiten sich die Leute die ganze Zeit unmoderiert.
Die ZEIT beispielsweise mache das mit ihrem Streitressort wesentlich besser.

Doch nicht nur das Geld ist knapp, es mangelt auch an Leuten, die einfach Arbeit erledigen.
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4 changes: 2 additions & 2 deletions content/2024-07-04_nd_zwo-die-lage.md
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Expand Up @@ -52,10 +52,10 @@ Im obrigen _taz_-Artikel wird er übrigens mit den Worten zitiert:
Die Altgesellschafter versprachen, die Genossenschaft über mehrere Jahre hinweg mit Zahlungen zu unterstützen, und hielten Wort.

2022 wurde mit einem Verlust von rund 701.000 Euro abgeschlossen, 2023 waren es nach einer Rettungsaktion, dem Verzicht der Belegschaft auf das Weihnachtsgeld und anderen Sparmaßnahmen "nur" rund 409.000 Euro.
2022 wurde mit einem Verlust von rund 701.000 Euro abgeschlossen, 2023 waren es nach einer Rettungsaktion, dem Verzicht der Belegschaft auf das Weihnachtsgeld und anderen Sparmaßnahmen nur rund 409.000 Euro.
Und auch für 2024 rechnet man mit einem Jahresfehlbetrag von etwa 225.000 Euro, plus minus.
Viel Geld.
Der Aufsichtsrat nennt die Lage "nach wie vor außerordentlich ernst".
Der Aufsichtsrat nennt die Lage nach wie vor außerordentlich ernst.

Weil linker Journalismus wichtig ist und eine linke Zeitung mehr besser als eine weniger, beteiligte auch ich mich damals mit einem Anteil in Höhe von 500 Euro, später einem weiteren.
Ich war und bin ehrlich gesagt stolz darauf, einen Teil dieser Zeitung zu besitzen: Der Genossenschaftsanteil hängt gerahmt über meinem Schreibtisch.
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42 changes: 29 additions & 13 deletions content/2024-07-05_nd-zwo-ideen.md
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Expand Up @@ -21,7 +21,7 @@ Ein Freund schrieb:
Die Stärke des _nd_ ist nicht tagesaktueller Journalismus.
Es ist zeitloserer Journalismus von gestern, der auch heute und morgen noch relevant — und interessant — ist.
Gute, exklusive Berichte.
Gute, exklusive, investigative Berichte.
Recherchen wie die zu den [Zuständen in Tegel](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181267.fluechtlinge-ankunftszentrum-in-berlin-tegel-fatale-zustaende-fuer-gefluechtete.html), die vor Gericht ausgefochten werden musste.

Dabei muss sich _nd_ seiner neuen, potientiellen, jungen Zielgruppe annähern und immer wieder und wieder klarmachen: Journalismus ist nicht umsonst, aber auch nicht kostenlos.
Expand All @@ -35,27 +35,37 @@ Ein solcher Grund ist eine bezahlbare, aber harte Paywall.
Ansätze gibt es mit der App bereits, nur unterlaufen der hohe Preis von 15—20 Euro und dass sämtliche Artikel frei zugänglich auf der Webseite stehen, diese Bestrebungen.
Stattdessen lautet der erste, konkrete Vorschlag: Paywall und 5 Euro pro Monat. Fertig.

Menschen sind solidarisch, sie beteiligen sich gerne. es ist in Ordnung für sie, zu zahlen. Aber es gibt eine Grenze.

Menschen sind solidarisch, sie beteiligen sich gerne. Es ist in Ordnung für sie, zu zahlen. Aber es gibt eine Grenze.
Menschen, die einen Großteil ihres Erwerbslebens hinter sich haben, haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten als junge Erwachsene in Zeiten von Krisen, Kriegen, Inflation.
Das ist eine Realität und dafür braucht es ein entsprechendes Angebot.

Es mag schmerzhaft anmuten, Journalismus quasi verschenken zu müssen, aber gleichzeitig ermöglicht man potentiell mehr Leuten Zugang auf eben diesen Journalismus. Die Leute nehmen eine App war. Sie zahlen nicht (nur) für Journalismus, sondern für eine App. Und wenn ich für 15—20 Euro pro Monat Netflix oder die Öffentlich-rechtlichen bekomme, warum soll ich dann die gleiche Summe für eine einzelne, weitere App ausgeben? Linker Journalismus hin oder her.
Es mag schmerzhaft anmuten, Journalismus quasi verschenken zu müssen, aber gleichzeitig ermöglicht man potentiell mehr Leuten Zugang auf eben diesen Journalismus als zum dreifachen Preis.
Die Leute nehmen eine App wahr.
Sie zahlen nicht (nur) für Journalismus, sondern für eine App.
Und wenn ich für 15—20 Euro pro Monat Netflix oder die Öffentlich-Rechtlichen bekomme, warum soll ich dann die gleiche Summe für eine einzelne, weitere App ausgeben?
Linker Journalismus hin oder her.

## Links, radikal, konsequent digital

Abgesehen von Inseraten der Linkspartei und ihrem Umfeld und _Zapf Umzüge_ gibt es kaum Werbung im _nd_, also auch kein Geld. Es müssen die Inhalte _der_ Grund sein, das _nd_ zu lesen und zu bezahlen. Und da ist viel Luft nach oben.

Anstatt einer klaren Linie zu folgen, ist das _nd_ voller unmoderierter Widersprüche. Problematische Palästinasolidarität, die auch bei _Klasse gegen Klasse_ oder _junger Welt_ erscheinen könnte, findet dort genauso ihren Platz wie Texte vom anderen Ende des Spektrums, auch Putin-Freund\*innen wie Gabriele Krone-Schmalz wird eine Bühne geboten. Im Redaktionsstatus ist explizit von einem "linkspluralistischen Profil" die Rede, aber vielleicht geht es dem _nd_ auch deshalb wirtschlaftlich schlecht, weil es einfach kein Bedarf nach einer linkspluralistischen Zeitung gibt?
Dank _nd.Dreitausend_ sind die Leser\*innen jetzt in der Verantwortung, wenn das _nd_ nicht gerettet werden kann, man selbst muss bequemerweise also nicht das Konzept, die Zeitung, die Inhalte hinterfragen und ändern.
Anstatt einer klaren Linie zu folgen, ist das _nd_ voller unmoderierter Widersprüche.
Problematische Palästinasolidarität, die auch bei _Klasse gegen Klasse_ oder _junger Welt_ erscheinen könnte, findet dort genauso ihren Platz wie Texte vom anderen Ende des Spektrums.
Auch Putin-Freund\*innen wie Gabriele Krone-Schmalz wird eine Bühne geboten.
Im Redaktionsstatus ist explizit von einem „linkspluralistischen Profil“ die Rede, aber vielleicht geht es dem _nd_ auch deshalb wirtschlaftlich schlecht, weil es einfach kein Bedarf nach einer linkspluralistischen Zeitung gibt?
Dank _nd.Dreitausend_ sind die Leser\*innen jetzt [selbst in der Verantwortung](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1183442.kampagne-digital-abos-fuer-das-nd.html), wenn das _nd_ nicht gerettet werden kann.
Das _nd_ selbst muss bequemerweise also nicht das Konzept, die Zeitung, die Inhalte hinterfragen und anpassen.

Die _Junge Welt_ ist verlässlich putinfreundlich und palästinasolidarisch.
_Axel Springer hat seine [fünf Grundsätze](https://www.axelspringer.com/de/was-uns-ausmacht). Die muss man nicht teilen, aber dadurch gibt es ein festes Wertegerüst, das dem _nd_ fehlt.
Das _nd_ hingegen will es allen irgendwie recht machen — oder auch nicht — und ist dadurch alles und nichts.
_Axel Springer_ hat seine [fünf Grundsätze](https://www.axelspringer.com/de/was-uns-ausmacht).
Die muss man nicht teilen, aber dadurch gibt es ein festes Wertegerüst, das dem _nd_ fehlt.
Das _nd_ hingegen will es allen irgendwie recht machen — oder auch nicht — und ist dadurch wischiwaschi, alles und nichts.
Ein Ort der unterschwelligen innerlinken Debatte ohne große Außen- und Auswirkung.
Ein Sturm im Wasserglas.
Ein klares Wertegerüst bedeutet für Verlässlichkeit.

Dazu kommt: Im _nd_ produzieren älteren Akademiker\*innen eher Journalismus auf Totholz für ältere Akademiker\*innen und möchten damit weitermachen. Und das, obwohl man junge Leute vom Digital-Abo überzeugen möchte?
Dazu kommt: Im _nd_ produzieren älteren Akademiker\*innen eher Journalismus auf Totholz für ältere Akademiker\*innen und möchten damit weitermachen.
Und das, obwohl man junge Leute vom Digital-Abo überzeugen möchte?

Wo ist der Mut? Warum setzt man nicht konsequent von Montag bis Freitag auf die Digitalausgabe und am Wochenende zusätzlich auf gedrucktes Papier?
Dieser Schritt wird auf lange Sicht eh kommen, ihn vorzuziehen sorgt im schlimmsten Fall lediglich dafür, dass das Unausweichliche früher eintritt.
Expand Down Expand Up @@ -86,7 +96,7 @@ Mir ist bewusst, dass das bisweilen fundamentale Brüche mit dem _nd_ wären.
Und ob das Gesamtpaket aus bezahlbarem Preis und guten Inhalten ausreichen, um auch kurzfristig (genug) Geld zu erwirtschaften und Gehälter zu bezahlen, ist fraglich.

Aber wann wäre angesichts der desolaten wirtschaftlichen Situation des _nd_ eine bessere Gelegenheit, ein besserer Zeitpunkt, das in Erfahrung zu bringen?
Als Kontrast zum "Weiter so!" ein "Anders!", das eine Perspektive bietet.
Als Kontrast zum Weiter so! ein Anders!, das eine Perspektive bietet.
Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
Noch ist Zeit, Alternativen auszuprobieren, den Print-Abonnent\*innen sei Dank.

Expand All @@ -100,8 +110,14 @@ Pragmatismus statt Perfektion, aber gleichzeitig Qualität statt Quantität.
Fehlt das Wichtigste: Gute, knallige Inhalte. Journalismus.
Menschen, die diese Inhalte erstellen.
Menschen, die Arbeit erledigen und sich einbringen.
Vielleicht braucht es unter der Woche dann andere Kompetenzen, aber die lassen sich erwerben und erlernen, auch wenn das leichter gesagt als getan ist.

Und vielleicht eine Mastodon-Instanz für die Belegschaft, um die Botschaft in die Welt zu tragen.
Vielleicht eine [Mastodon-Instanz für die Belegschaft](https://chaos.social/@zeitschlag/112721005114273189), um die Botschaft in die Welt zu tragen.
Überhaupt: Investiert in Community. Baut sie auf.
Biete günstigere Anteile an.
Geht digital raus, sprecht mit Leute!
Ja, leider auch in die Schmuddelecken des Kapitalismus, die digitalen Einkaufszentren: Instagram, TikTok, Telegram.
Macht es selbst und überlasst es nicht den Leser\*innen.

Ob das reicht? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.
Aber man hat etwas, mit dem man notfalls wie ein Phoenix aus der Asche einer Insolvenz erwachsen könnte.
Expand All @@ -111,7 +127,7 @@ Etwas, auf dem man auch aufbauen und wachsen kann.

Vor der Generalversammlung im Juni 2024 habe ich ganz bewusst keinen dritten Anteil gezeichnet, weil ich den Plan vom Vorstand hören wollte, wie es weitergeht:
Ich habe ihn nicht wahrgenommen.
Es gibt keine Vision, stattdessen die Prinzipien "Hoffnung" und "Weiter so".
Es gibt keine Vision, stattdessen die Prinzipien Hoffnung und Weiter so“”.

Der Plan _nd.zwo_ ist sicherlich riskant, aber es ist mir ein Bedürfnis, einen Weg mit Schritten zu skizzieren und zur Debatte zu stellen.
Ich möchte für Mut, Tatendrang und einen Ruck sorgen
Expand All @@ -123,4 +139,4 @@ Wenn man nichts tut, gibt es demnächst eine linke Zeitung weniger.

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Ich freue mich über euer Feedback, eure Kommentare und gemeinsame nächste Schritte. Ihr erreicht mich auf [Mastodon](https://chaos.social/@zeitschlag) oder über bekannte Mailadressen. Danke fürs Lesen.
Ich freue mich über euer Feedback, eure Kommentare und (gemeinsame) nächste Schritte. Ihr erreicht mich auf [Mastodon](https://chaos.social/@zeitschlag) oder über bekannte Mailadressen. Danke fürs Lesen.

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